Das Bild der Welt
Jeder Mensch macht sich sein eigenes Bild von der Welt. Dieses Gekankenmodell
und nicht die Wirklichkeit bestimmt, wie ein Mensch vorgeht, um ein Ziel zu erreichen.
Jeder Mensch hat sein eigenes Bild der Welt. Dieses Bild kann
von Mensch zu Mensch sehr verschieden sein. Es hängt davon ab, was für
einen Menschen wichtig ist, wie intelligent er ist und wie viel Wissen
er besitzt. Beispielsweise glaubten die Menschen früher, daß die Erde eine
Scheibe sei. Heute wissen wir, daß sie eine Kugel ist. Dieses Wissen ist jedoch
erlernt und aus der Alltagserfahrung nicht unmittelbar nachvollziehbar.
Nehmen wir an, jemand möchte ein bestimmtes Produkt benutzen.
Dann besitzt er ein Gedankenmodell dieses Produktes. Dieses
Gedankenmodell leitet sein Handeln. Je besser das Modell das Verhalten
des Produktes beschreibt, desto besser kommt der Mensch mit dem
Produkt zurecht.
Betrachten wir als Beispiel drei mögliche Modelle zur Funktion eines
Lichtschalters:
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Magische Wolke: Beim Betäigen des Schalters geht das Licht an.
Über die Funktion ist nichts Genaues bekannt, aber es gibt einen Zusammenhang
zwischen Schalter und Licht. Deshalb sind die unbekannten Details hinter einer
magischen Wolke verborgen.
Verhalten bei Fehlfunktion: In Erfahrung bringen, was sich hinter
der Wolke verbirgt, Hilfe rufen.
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Stromkreis: Durch Betätigen des Schalters wird ein Stromkreis
geschlossen. Der Strom fließt durch die Lampe und erzeugt Licht.
Verhalten bei Fehlfunktion: Alle Komponenten des Stromkreises
überprüfen.
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Hamsterrad: Durch Betätigen des Schalters wird die Bremse
am Hamsterrad gelöst. Der Hamster fängt an zu Laufen. Das Hamsterrad treibt
einen Generator an, der Strom für die Lampe erzeugt.
Verhalten bei Fehlfunktion: An die Wand klopfen, um den
Hamster zu wecken.
Je nach Modell erscheint eine andere Verhaltensweis logisch, falls
der Lichtschalter nicht funktioniert.
Bei komplexen Sachverhalten ist übrigens das Modell Magische Wolke
recht verbreitet. Selbst wenn detailiertes Wissen vorhanden ist, denken wir normalerweise
nicht darüber nach, sondern merken uns nur das Wichtigste. Es besteht die Tendenz,
Modelle zu vereinfachen.
Schlußfolgerungen für gute Benutzbarkeit
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Die Benutzung eines Produktes muß einfach sein, damit der Anwender kein
komplexes geistiges Modell verwenden muß. Ein kompliziertes Produkt erfordert
komplizierte geistige Modelle, die je nach Anwender voneinander abweichen
können und somit eine Fehlbedienung wahrscheinlich machen.
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Ein Designer sollte beim Entwerfen eines Produktes ein einfaches
geistiges Modell verwenden. Er muß damit rechnen, daß der Kunde
ein anderes Modell verwendet und das des Designers nicht kennt.
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Ein Produkt muß so gestaltet sein, daß ein Anwender seine Funktion
erahnen kann. Das heißt, dem Anwender muß ein gewisses geistiges
Modell nahegelegt werden. Wie das im Detail aussieht, hängt oft vom
allgemeinen Wissensstandard der Anwender ab.
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Ein falsches geistiges Modell führt zu Fehlbedienungen. Ein gutes Produkt
muß deshalb Fehlbedienungen weitgehend unmöglich machen. Fehler
sollten leicht rückgängig gemacht werden können.